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Die Nacht war richtig ätzend. Der Verband ist so fest um meinen Oberkörper gewickelt, dass er wie ein zu eng geschnürtes Korsett anmutet. Ich weiß, dass diese Kompression ihren Sinn haben soll damit Schwellungen erst gar keine Chance haben… aber es schmerzt natürlich. Die Drainage mit ihrem blöden Schlauch, der aus mir rausschaut, tut ihr Übriges und so wälzte ich mich bei Nacht im Bett hin und her. Was dann aber nicht mehr auszuhalten war, habe ich natürlich reklamiert und so kam ich noch zu meiner Schmerzpille. Ich versuche die ganze Zeit in den Bauch ein- und auszuatmen. So vermeide ich die Dehnung des Brustkorbs, was eine zusätzliche Kompression und damit größere Schmerzen zur Folge hätte.

Als die Ärztin dann ins Zimmer kommt und mit erhobener Schere („schnipp-schnapp“) vor mir steht, bin ich ziemlich froh! „Na dann machen wir den Verband mal ab. Sie sind doch sicherlich schon neugierig?!“. Nun ja, etwas nervös bin ich schon… im Augenblick bin ich aber vor allem glücklich, wenn diese Kompression nachlässt.

Der Verband ist schnell entfernt. Wie in der Wick Blau Werbung hole ich befreit erst einmal tief Luft. Während die Ärztin das OP-Feld mustert und abtastet, schaue ich und zwar hin… aber irgendwie bin ich so auf das konzentriert, was sie da macht, dass ich das „Eigentliche“ gar nicht so richtig realisiere: Nämlich das da nichts mehr ist. Mit der OP-Naht und dem ganzen Feld darum ist sie jedenfalls zufrieden. Ich erhalte noch einen Kühlakku damit die kleine vorhandene Schwellung zurückgeht.

Als die Visite vorbei ist und ich mit meiner Zimmernachbarin wieder allein bin, hänge ich mir meine Drainage um und gehe ins Bad. Ich stelle mich vor den Spiegel, halte kurz inne und ziehe schließlich das Hemd hoch. Nun betrachte ich mich zum ersten Mal bewusst. Da stehe ich nun: Halb Frau, halb Mann… sieht schon sehr gewöhnungsbedürftig aus. Ich weine der Brust allerdings keine Träne nach – schließlich hoffe ich, dass mit ihr der Rest des Tumors entfernt wurde. Das war jetzt wichtig… und nichts anderes! Ich schaue weiter in den Spiegel. Natürlich bin ich traurig darüber, was der Tumor aus mir gemacht hat. Aber im Augenblick bin ich derart damit beschäftigt diesen Krebs zu besiegen, dass mir jedes Mittel Recht ist – selbst die Einbuße meiner Weiblichkeit. Nun bleibt mir nur zu hoffen, dass es das alles wert ist!