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Ich habe inzwischen einige Geschichten von Betroffenen gelesen. Was mich total nervt, ist die besessene Suche einiger Leidensgenossen nach einem Grund für die Erkrankung – gepaart mit einem zwanghaften Drang nach Selbstbeschuldigung. Ich glaube nicht, dass das der Psyche hilft. Die Heilungschancen und der eigene Umgang mit der Erkrankung werden dadurch schlichtweg nicht besser. Und an der gegenwärtigen Situation ändert es ohnehin nichts mehr.
Ich denke, dass es hierbei nicht um Schuld, sondern maximal um Einsicht geht. Denn selbst wenn man zu dem Entschluss kommt, dass ein Selbstverschulden die Ursache der Erkrankung ist… dann sollte man daraus lernen statt den gemachten Fehlern nachzutrauern. Entschuldigen allein reicht nicht, sondern es in Zukunft besser machen – das ist die Devise.
Nun bin ich gewiss generell nicht der Typ, der sich in die „Opferrolle“ zwängen lässt – das steht mir einfach nicht. Aber bei solch einer Diagnose fühlt man sich schon genug als Opfer… sich zusätzlich all den Ballast von Schuldzuweisungen aufzuladen, wird die aktuelle Lage nicht verbessern.
Aber zurück zu mir. Habe ich mir irgendetwas vorzuwerfen? Analysieren wir doch mal die Fakten:
- Ich rauche nicht.
- Ich nippe sehr selten mal an einem Gläschen Alkohol.
- Ich nehme keine Drogen.
- Ich habe kein Übergewicht.
- Ich liege lieber im Schatten als in der Sonne.
- Ich übe keinen Beruf aus, bei dem ich regelmäßig Schadstoffen ausgesetzt bin.
Auch in der Ernährung läuft es gut: Lieber Käse statt Wurst, lieber dunkles statt helles Brot, lieber Selbstgekochtes statt Fertigfutter (großes Danke an meinen Freund! 😉 ), lieber (Natur-)Joghurt statt Süßigkeiten, lieber Wasser und Tee statt überzuckerter Getränke usw. Kurzum: Ich bin eigentlich ganz zufrieden!
Also rollen wir das Ganze von der sachlichen Seite auf:
Krebs beruht auf einer Veränderung von Zellen (oder genauer der Erbinformationen in den Zellen). Diese Veränderung kann – grob gesagt – durch äußere Faktoren, zufällige Fehler oder auch durch Vererbung entstehen. Letzteres kann ich ausschließen und Ersteres habe ich mit meiner obigen Auflistung wohl auch weitestgehend entkräftet. Bleiben also die zufälligen Fehler… was soll man gegen den Zufall machen? Der kann schlichtweg jeden treffen. Da gibt es keine Antwort auf die Frage „Warum ich?“. Da steht ein Einzelner – wie ich – stellvertretend für viele andere Menschen, die es genauso hätte treffen können. Ene, mene, muh und dran bist du…!