Schlagwörter
Kampfansage, Krankenhaus, Lebensmut, Patienten, Selbständigkeit
Wichtig ist und war mir immer, meine Selbstachtung, Würde und Stolz zu wahren.
Gerade im Krankenhaus begegne ich vielen Menschen, die sich ihrem Schicksal hingeben, als ob bereits alles verloren wäre. Sie liegen da und probieren nicht einmal einen Fuß vor den anderen zu setzen. Jammern scheint so viel einfacher zu sein. Und überhaupt ist es doch viel bequemer, wenn die anderen alles organisieren während man selbst im Bett liegt und die Zeit hat sich weiter zu bemitleiden.
Ich erinnere mich an eine Situation nach meiner ersten Brustoperation. Ich hatte die Vollnarkose leider überhaupt nicht vertragen und musste nach dem Aufwachen permanent erbrechen. Irgendwann drückte die Blase und ich wollte zur Toilette gehen. Kaum war ich vom Liegen in die senkrechte Position gelangt, musste ich mich wieder übergeben. Die Schwester war der Meinung, dass ich in diesem Zustand nicht zum Bad laufen konnte und holte einen Schieber. Ich schüttelte energisch den Kopf: „Oh nein, das kommt gar nicht in Frage!“. Wir standen definitiv vor einem Problem. Ich wollte mir um keinen Preis solch eine Schüssel unter meinen liegenden, 26-jährigen Hintern schieben lassen und die Schwester hingegen konnte mich in diesem Zustand unmöglich zur Toilette tragen. Wir trafen uns also in der Mitte: Sie stellte mir einen Stuhl neben mein Bett, platzierte darauf den Schieber und ich konnte mich zumindest wie ein normaler Mensch zum Pinkeln hinsetzen.
Ich will damit nicht sagen, dass man wie ein Sturkopf jede Hilfe verweigern soll. Sie anzunehmen, ist absolut keine Schande. Und falscher Stolz ist in Zeiten wie diesen auch nicht von Vorteil. Aber Hilfe auszunutzen, ist wenig schicklich. Was man noch selbst tun kann, sollte man sich so lange wie möglich bewahren. Denn es stimmt: Wer rastet, der rostet.
Wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich bei etwas Unterstützung brauche, rufe ich nach einem Pfleger, bitte ihn aber, mich erst einmal allein die Sache versuchen zu lassen. Manchmal ist es dann nur noch reine Kopfsache. Zu wissen, dass da jemand ist und mich im Zweifelsfall auffängt, nimmt mir die Angst und ich kann mich auf das Vorhaben selbst konzentrieren. Dabei wächst man oft über sich hinaus und das tut extrem gut! Vielleicht nicht in diesem Moment.. Aber später, wenn man darauf zurückblickt.